Wer beobachtet,wird vieles besser verstehen

Gedanken von der Bernerhöhe

Seit vielen Jahren ist das Haus ennet der Bernerhöhe das Zuhause von Erwin Hammer. Von dieser herrlichen Warte aus schweift sein Blick tagtäglich von den Rigihängen über den Urmiberg und die beiden Mythen bis hin zum Gnipen, von wo sich vor gut 200 Jahren der verheerende Bergsturz gelöst hat. Er verfolgt zwar weniger den Verkehr auf der Landstrasse, dafür viel eher das, was den Weg im rechten Winkel über die Strasse nimmt: das Wild! Durch diese landschaftliche Idylle verläuft nämlich für Reh, Fuchs, Wildschwein, Feldhase, Marder, Dachs und Rothirsch der Weg vom Schwyzer Becken auf die Rigiseite: der Wildtierkorridor.


Rehbock und Nagelflue

Wildtierbrücke über die Autobahn

Im Moment wird der durch die Autobahn Goldau-Steinen unterbrochene nationale Wildtierkorridor SZ 5 saniert. Dazu gehört der Bau einer Wildbrücke im Bereich der Röthen, die nächstens vom Bund (Astra) für 10 Millionen Franken in Angriff genommen wird; der Kanton seinerseits erstellt die erforderlichen Leitstrukturen. Beides, Brücke wie Leitstrukturen, wird in Zukunft den wandernden Säugetieren den sicheren Weg von den Muotathaler Bergen in die Rigiwälder weisen. Ein aufwendiges Projekt, das aber einem nachhaltigen Schutz der belebten Natur zugutekommen soll! Darauf darf sich die Tierwelt und dürfen auch wir uns freuen – wenn da nicht noch eine grosse Unbekannte lauern würde… Führt der Wildtierkorridor in eine Sackgasse?

Noch ist nämlich keineswegs sicher, dass die Wildtiere über den erneuerten Korridor nicht direkt in eine Deponie hineinlaufen! Das Gebiet an der Bernerhöhe ist nämlich in der kantonalen Richtplananpassung 2018 noch immer als möglicher Deponiestandort eingetragen – wenn auch vorerst nur als sogenanntes «Zwischenergebnis» – das heisst, dass noch keine sichere Zustimmung gegeben werden kann. Das Baureglement der Gemeinde Arth hält aber bereits fest, was alles auf diesem Deponiegelände erlaubt sein wird: Ablagerungen von Strassen und Hochbauten, von Tunnel- und Kavernenbauten, Brechen, Sortieren sowie Aufbereiten von solchen Materialien, Erstellung der dazu nötigen Bauten und Anlagen. Ja, da dürfen sich alle selber ein Bild machen. Die Campingbenützer werden sich wohl aus dem Staub machen.


SchicksalderWildtiere?

Und die Tiere? – Die sollen einen anderen Weg suchen! Die sichernden Trittsteine am Rande der Strasse, die Lebensraum- und Ruhestrukturen sind weg. Für das Wild wirds gefährlich. Zudem ist diese Geländekammer auch der Wohnraum von zahlreichen Kleintieren, Fröschen, Zauneidechsen, Igeln; verschiedenste Vogelarten sind hier zu beobachten, und in der Moorlandschaft liegt ein besonders schützenswertes Amphibien-Laichgebiet. Diesem anderen Teil der Tierwelt bleibt dann – im besten Fall – nur noch die Emigration. Wohin?


Die vor zehnJahrenvon ErwinHammer gestartete Rettungsaktion der Bernerhöhe ist also noch nicht abgeschlossen – ja, sie wird jetzt wieder brandaktuell. Damals unterzeichneten mehr als 2500 Naturfreunde und -freundinnen aus nah und fern seine Unterschriftenbogen.


Mit Unterstützung der Bevölkerung sollte das Gebiet jenseits der Bernerhöhe gegen Lauerz hin als einzigartige Naturlandschaft erhalten und vor einer Überschwemmung mit (vorerst!) 299 000 Kubikmeter Deponieabfall gerettet werden. Zwar konnten bisher nur Teilziele erreicht werden – zum Beispiel das Gutachten der Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission. Der Vertrauenserweis vom Jahr 2009 aber schenkt dem unermüdlichen Erwin Hammer heute noch Kraft, auch weiterhin für den Schutz der Perle Bernerhöhe (www.perle-bernerhoehe.ch) zu kämpfen. Und vielleicht darf diese Naturlandschaft wiederum breite Unterstützung erhalten. Was ennet der Bernerhöhe vor sich geht, ist bestimmt nicht gleichgültig!


Indessen lässt sich unsere prächtige Landschaft, auchdas kleine Idyll auf der Bernerhöhe, noch weiterhin und vielleicht noch intensiver geniessen – im Bewusstsein, dass die Natur ein unverzichtbarer Teil unserer Lebenswelt blei- ben muss.


Walter Eigel,
Rigi-Post, 23. Mai 2019

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